XML
sru:version: 1.2; sru:query: fcs.rf="baedeker.5_397"; fcs:x-context: baedeker; fcs:x-dataview: title,full; sru:startRecord: 1; sru:maximumRecords: 10; sru:query: fcs.rf="baedeker.5_397"; sru:baseUrl: ; fcs:returnedRecords: 1; fcs:duration: PT0.011S PT0.137S; fcs:transformedQuery: descendant-or-self::fcs:resourceFragment[ft:query(@resourcefragment-pid,<query><phrase>baedeker.5_397</phrase></query>)];
1 - 1
nach Nâbulus.GARIZIM. 14. Route. 347

Um eine schöne Aussicht über Nâbulus zu geniessen, steige man
am Garizim empor; die weissen Häuser inmitten des üppigen Grüns
gewähren ein schönes Bild. Bei der obersten Gartenreihe biege man
l. (nach O.) ab und gehe auf einer Terrasse die Felswand entlang.
Hier sind grosse Höhlen, wohl ehemals Steinbrüche. Hier irgend-
wo
hat man auch den Platz von Richter 9 zu suchen; von hier
konnte Jotham leicht entfliehen. Von der Terrasse gelangt man
endlich auf eine Plattform; aus dieser ragt ein dreieckiges Felsstück
von etwa 3m im Durchmesser hervor. Kein Ort passt so gut wie
dieser als Schauplatz der Erzählung in Josua 8, 30 ff.

Die Besteigung des Garizim (bis zum Gipfel 1 St.) geschieht
am besten von der westl. Ecke der Stadt aus (vergl. den Plan)
durch das hier südl. ansteigende Thälchen, in welchem (10 Min.
von der Stadt) eine starke Quelle (Râs el-ʿAin) entspringt. Nach
25 Min. steilen Steigens erreicht man die Hochebene, und sich links
wendend in 15 Min. den Platz, wo am grossen Passah die Zelte
der Samaritaner stehen. Von hier bis zum Gipfel sind es weitere
10 Min.

Am griechischen Palmsonntag 1869 hatte Verfasser Gelegenheit, Augen-
zeuge
dieser interessanten Feier zu sein. Schon sieben Tage vorher
waren die Samaritaner sämmtlich hier hinaufgezogen und hatten sich
in dieser Mulde ein Zeltlager errichtet. Nun war alles in buntem
Festschmuck. Im Zelte des Oberpriesters, wo wir erst unsern Kaffe
nahmen, war die Frau mit Herrichtung der bitteren Speise beschäftigt;
sie wickelte ein abgekochtes bitteres Kraut in den Mazzenteig. Gegen
Sonnenuntergang gingen wir zur Opferstätte, etwas gegen den Gipfel zu.
Auf einem sorgsam unterhaltenen Reisigfeuer standen grosse mit Wasser
gefüllte Kessel; einige Schritte aufwärts brannte in einer tiefen Grube
ein anderes Feuer, gleich emsig behütet. Zur Rechten des ersten Feuers
in einem mit niederen Steinen eingefriedigten Räume standen nach der
Zahl der Stämme Israels zwölf Männer in weissen Turbanen und Män-
teln
, das Angesicht gegen den Gipfel des Berges gerichtet, Schriftstellen
und Gebete in einförmigem Tone singend. Vor ihnen auf einem Stein-
block
stand ein junger Priester, der untergehenden Sonne zugekehrt;
hinter ihm, doch ausserhalb des Steinkranzes standen die Zuschauer.
Die ältesten Glieder der Gemeinde traten herzu und setzten sich abseits
zum Kôhen ʿAmrân, am Gebet der Zwölfe stillen Antheil nehmend; um
die Feuerstätte stellten sich weissgekleidete Männer und Knaben auf,
sieben weisse Lämmer festhaltend; hinter ihnen drängten sich die Weiber
und Kinder herzu.

Als der letzte Strahl der Sonne im Meere verglommen war, sang der
Priester einen dreimal wiederholten Segensspruch und sprach die Stelle
II Mos. 12, 6: Und ein jegliches Häuflein soll es schlachten zwischen
Abend, mit lauttönender Stimme. Alsbald fielen die Schächter, die
zuvor die Schärfe der Messer an der Zungenspitze geprüft hatten, über
die Thiere her und schnitten ihnen unter Rufen einer Gebetsformel mit
Blitzesschnelle die Kehle durch. Die Zwölfe traten zur Opferstätte hin-
zu
, laut weiter lesend; bei der Stelle vom Streichen des Blutes an die
Thürpfosten tauchten die Väter den Zeigefinger in das warme Blut und
zeichneten ihre Kinder damit über die Stirn bis zur Nasenspitze. Un-
unterbrochen
ging der Gesang weiter, bis der Strohteller mit der bittern
Speise vor den Hohenpriester gesetzt ward, welcher jedem Einzelnen
seinen Bissen überreichte. Ehrerbietig küssten die Männer die Hand
ihres Hohenpriesters und erwiesen den Aeltesten dieselbe Ehrenbezeugung;
unter sich umarmten und küssten sie sich, einander fröhliches Fest
wünschend. Den Schächtern, welche ihre Arbeit nicht unterbrechen